Blickwechsel-Preis 2022

Winfried Verburg, Leiter der Abteilung Schule und Hochschule im Bischöflichen Generalvikariat Osnabrück, wurde am gestrigen Donnerstag mit dem Blickwechselpreis des Vereins „Begegnung Christen und Juden, Niedersachsen“ ausgezeichnet. Der Verein verleiht den Preis für langjähriges oder innovatives Engagement im christlich-jüdischen Dialog in Niedersachsen.


„Mit der Auszeichnung würdigen wir den Einsatz von Winfried Verburg für die jüdisch-christlichen Beziehungen in Niedersachsen. Insbesondere seine Initiative für das Gütesiegel Gemeinsam gegen Antisemitismus – Antisemitismusprävention und – intervention, das ein gemeinsames Projekt des Bistums Osnabrück mit den evangelischen Kirchen in Niedersachsen ist, ist wegweisend in der schulischen Arbeit“, sagte Vereinsvorsitzende, Pastorin i.R. Karin Haufler-Musiol.


Winfried Verburg sei es immer wichtig gewesen, dass sich jüdische Schülerinnen und Schüler an kirchlichen Schulen wohlfühlen, so der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Osnabrück, Michael Grünberg, in seiner Laudatio. „Durch seine dialogische Art, über den Tellerrand der eigenen Konfession und Religion hinauszuschauen, verbunden mit seinem Mut zu tatkräftigem Handeln, hat Winfried Verburg viel bewegt, was das gedeihliche Zusammenleben der Religionen im Bistum erleichtert und gestärkt hat. Er lebt das, was er sagt. Er hat sich um den Dialog der Religionen, um das Bistum und um die Stadt verdient gemacht“, so Grünberg.
Bischof Bode: Mir wichtig, dass Kirchen sich gegen Antisemitismus einsetzen.


Bischof Franz-Josef Bode hob das Engagement Verburgs zur Prävention vor Antisemitismus hervor. „Es ist mir wichtig, dass wir als Kirchen im Zueinander und Miteinander der Religionen uns stark gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen alle pauschalen Formen von Judenhass, Judenfeindlichkeit oder Judenfeindschaft engagieren“, so der Bischof. „Es darf ja nicht um eine möglichst weitreichende Neutralisierung von Religionen gehen bis hin zu deren Verschwinden, sondern es muss uns um die hohe Wertigkeit der gegenseitigen religiösen Beziehungen gehen, auch als Bereicherung für die Gesellschaft. Für die künftig noch erheblich mehr herausfordernden Zeiten wird das für alle überlebensnotwendig sein.“


Winfried Verburg greife mit der Initiative für das Gütesiegel „Gemeinsam gegen Antisemitismus – Antisemitismusprävention und – intervention“, das er initiiert hat, aktiv und mit großem ethischen Gewicht in die schulische Arbeit und damit in die gesellschaftliche Debatte ein, so Franz Rainer Enste, der niedersächsische Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens. „Denn der Unkenntnis über jüdisches Leben kann nur durch fortlaufende Begegnung sowie eine konsequente Bildungs- und Aufklärungsarbeit entgegengewirkt werden, die vor allem in der Schule mit einer konsequenten und nachhaltigen Vermittlung von Toleranz und gegenseitigem Respekt gegenüber unterschiedlichen Glaubensrichtungen fortgesetzt werden muss.“
Für die Stadt Osnabrück betonte Bürgermeisterin Eva-Maria Westermann, dass Winfried Verburg bei vielen Menschen in der Stadt Spuren hinterlassen hat. „Die Drei-Religionen-Schule ist dabei der Coup, der ihm mit Unterstützung des Bistums und sicher auch in Person des Bischofs sowie in Kooperation mit der jüdischen Gemeinde Osnabrück und den islamischen Verbänden Schura Niedersachsen und DIITIB gelungen ist.“


„Den Preis nehme ich als Auftrag und Ansporn, Begegnungen und Blickwechsel in Schulen in kirchlicher Trägerschaft und im Religionsunterricht an allen Schulen weiterhin zu fördern“, so Winfried Verburg in seiner Danksagung, in der er auch seinen Kolleginnen und Kollegen dankte. Es gehe nicht zuletzt darum, gegen alle religiöse Diskriminierung anzugehen. Besonders freue ihn der Name des Preises: „Die Fähigkeit und Bereitschaft, auf eine Person, eine Situation, eine Sache einen anderen Blick zu werfen, die Blickrichtung zu ändern und sie aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen, gehört für mich zum Kern von Bildung, auch von religiöser Bildung“, so Verburg.


Der Blickwechselpreis wurde erstmals 2007 vergeben und steht seit 2016 unter der Schirmherrschaft des Landesbischofs der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister. Rabbiner Dr. Gábor Lengyel von der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover war der erste Preisträger. 2021 erhielt ihn Marina Jalowaja (Landesverband jüdischer Gemeinden).