Rabbinisches Wort für den April

Dies ist der Frühlingsmonat, in dem wir den Auszug in die Freiheit begehen. Aber für die meisten von uns fühlt sich die Gegenwart an, als ob eine schwere Last uns niederdrückt. Die täglichen Nachrichten rauben uns Hoffnung – woher sollen wir da die Kraft nehmen, aus unserem Ägypten auszuziehen? Aber Befreiung beginnt mit dem Willen zur Freiheit, mit der Weigerung, Dinge als unabänderlich hinzunehmen. Das Judentum ist eine Kultur der Hoffnung, und es ist kein Zufall, dass die israelische Nationalhymne „Hoffnung“ (Hatikwah) heißt.

Zu Purim lasen wir in der Megillah, dass Gram und Trauer in Freude und Festtag verwandelt wurden. Auch der Sederabend des Freiheitsfestes Pessach trägt uns von Niedergeschlagenheit zu Aufbruch und Befreiung. Wir haben die Wahl, mutlos zu sein oder Ermutigung und Resilienz in der Widerstandskraft so vieler Generationen vor uns zu suchen. Rabbiner Abraham Joshua Heschel (1907-1972) legte uns ans Herz:

„Wir sind frei zu wählen zwischen dem Streben nach Freiheit und dem Verzicht darauf. (…) Es steht uns frei, zwischen Gut und Böse zu wählen, aber wir sind nicht freigestellt vom Akt des Wählens. Wir sind geradezu verpflichtet, eine Wahl zu treffen. Freiheit ist also eine Situation, in der Gott auf die Wahl des Menschen wartet.“

Ihre/Eure Rabbinerin Ulrike Offenberg