In Erinnerung an Wolfgang Raupach-Rudnick

Wolfgang Raupach, wurde 1946 in Holzminden geboren. Die ersten Jahre der Kindheit verbrachte er in Bad Harzburg, bevor die Familie nach Hannover zog, wo er das Gymnasium  besuchte.

Wolfgang Raupach begann das Studium in Bethel, setzte es dann in Tübingen und Heidelberg fort. Zu den prägenden Erfahrungen dieser Zeit gehören Erfahrungen in der Pflege von Kranken in Bethel, wie auch die Arbeit am Güterbahnhof Hannover und bei Monte-Carlo Marquisen, um Geld sein Studium zu verdienen. Für seinen geistigen Horizont war die Prägung durch die Systematiker Gerhard Ebeling und Jürgen Moltmann bedeutsam. Wichtig war ihm die Auseinandersetzung mit der jüngsten Kirchengeschichte: seine Examensarbeit schrieb er über die Bekennende Kirche.

1972 begann er sein Vikariat in der Marktkirche in Hannover bei Horst Altpeter. An der Kreuz-und Marktkirchengemeinde trat er auch seine erste Stelle an. Es waren die Anfänge der Citykirchenarbeit: Kirche, die sich nicht nur mit sich selbst beschäftigt, sondern Anteil am kulturellen und politischen Leben der Stadt nimmt und sich einmischt. Ein wichtiger Aspekt war die Arbeit der Jugendakademie, die für viele junge Menschen eine große Bedeutung hatte. Wolfgang Raupach war intensiv in der Friedensbewegung engagiert. Hierzu zählte die Gründung der Friedenswoche, die erstmals 1978 in Hannover stattfand, Arbeit mit dem Friedensbüro in Hannover und später die Lila-Tuch-Kampagne auf dem Kirchentag in Hannover 1983.

Nach 12 Jahren in der Gemeinde erfolgte der Wechsel nach Berlin als Geschäftsführer der Aktion Sühnezeichen / Friedensdienste, ein zentraler Beitrag der evangelischen Kirchen zur Friedens- und Versöhnungsarbeit nach 1945.  

Nach dem Ablauf der Zeit als Geschäftsführer von ASF drängte es Wolfgang Raupach wieder in eine Gemeinde als Pastor. Die nächste Station war die St. Pankratius Gemeinde in Burgdorf, wo er auf vielen Feldern aktiv war, u.a. in der Diakonie. Er setzte Akzente mit Kunstandachten, wurde Mitglied des NDR Rundfunkrates und begann als Autor von Andachten auf NDR 2.

1994 erfolgte der Wechsel nach Hannover als Beauftragter für Kirche und Judentum der Landeskirche und Geschäftsführer des Ev.-lutherischen Zentralvereins. In dieser Zeit gab es viele gemeinsame Projekte mit seiner Frau Prof. Dr. Ursula Rudnick: Studienreisen auf Spuren der christlich-jüdischen Tradition, sowie die Ausstellung Blickwechsel – Christen und Juden – Juden und Christen, die an über 50 Orten der Landeskirche gezeigt wurde

2009 erfolgte der Eintritt in den Ruhestand und es gab Zeit zum Lesen und für ehrenamtliches Engagement. Trotz gesundheitlicher Einschränkungen blieb er aktiv und nahm Aufgaben im Feld des christlich-jüdischen Dialogs weiterhin wahr: die Mitarbeit in der Studienkommission der EKD, als Chefredeakteur von Begegnungen, der Zeitschrift für Kirche und Judentum und als Vorsitzender der Lutherischen-europäischen Kommission für Kirche und Judentum.

Wolfgang Raupach-Rudnick war politisch wacher Zeitgenosse, ein kluger Kopf und scharfer Analytiker. Ein Mensch mit trockenem Humor, funkelnden Augen und einer tiefen Glaubenszuversicht. Er starb am 23. September in Hannover.

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