Musik ohne Grenzen-Newsletter

Ein Musikprojekt, das Brücken baut und Empowerment bewirkt

Elena Kondraschowa, Bild: Henning Scheffen

Die aktuelle Situation

Der Krieg in der Ukraine macht viele Menschen betroffen. Alle Teile der Bevölkerung spüren die Auswirkungen des Krieges – und sei es nur durch die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise oder die Angst, dass Grundnahrungsmittel sich bald verteuern oder sogar aus den Supermarktregalen verschwinden könnten. Eine hilfreiche und heilsame Form, mit dem Krieg in der Ukraine umzugehen, ist es, Menschen zu helfen, die vor Bombenangriffen geflohen sind. In Deutschland gibt es eine beispiellose Solidaritätswelle: Es wird gespendet, Wohnraum zur Verfügung gestellt und auf vielfältige Weise geholfen.

Kinder, die die gleichen Ängste erleben wie die Erwachsenen, haben oft nicht die Möglichkeit, die Situation altersgemäß zu verarbeiten. Es ist wichtig, sich um die Kinder zu kümmern: die geflüchteten, wie auch die in Deutschland. Viele haben ein großes Bedürfnis, zu helfen.

Das Projekt: Musik ohne Grenzen

Das Musikprojekt richtet sich an Kinder: Es soll eine Gruppe von Kindern, die hier geboren sind oder schon lange leben und geflüchteten Kindern im Alter von 8-16 Jahren ins Leben gerufen werden, um gemeinsam zu musizieren. Die Gruppe wird sich einmal in der Woche in Hannover treffen. Diese Gruppe wird von der Musikpädagogin Elena Kondraschowa, geleitet. Sie verfügt über eine große pädagogische Erfahrung: „Aus meiner fast 50-jährigen Unterrichtserfahrung kann ich Ihnen sagen, dass die Motivation und das Potenzial von Kindern in einem kritischen Moment zunehmen. Dies gilt für Kinder in Deutschland, die den Krieg mittelbar erleben und für die Kinder, die aus der Ukraine geflohen sind…die musikalische Entwicklung von Kindern ist sehr wichtig. Viele Kinder, die zu uns geflüchtet sind, spielten zu Hause Musikinstrumente. Im Moment haben sie diese Möglichkeit nicht.

Ich würde gerne Kinder finden, die Musikinstrumente spielen und diese für ein gemeinsames Konzertprojekt mit meinen Schüler*innen zusammenbringen. Für die Kinder aus der Ukraine wäre dies ein Stück normales Leben, wenn sie über die Sprache der Musik mit deutschen Kindern kommunizieren können und so auch mit anderen Kindern in Kontakt kommen. Für unsere Kinder ist der Kontakt mit Kindern aus der Ukraine auch in sozialer und psychologischer Hinsicht sehr wichtig. Auch für die Eltern der geflüchteten Kinder wäre es eine Erleichterung, zu sehen, dass ihre Kinder ein Stück weit Integration erfahren und in solch schwierigen Zeiten zu sich selbst finden und sich selbst verwirklichen können.“ So die Musikpädagogin Elena Kondraschowa.

Die Musikstücke werden auf das Vermögen der teilnehmenden Kinder hin ausgewählt und entsprechend wird die Musik arrangiert, sodass jedes Kind mit dem Instrument, das es spielt, und gemäß seinem Niveau mitwirken kann.

Darüber hinaus werden die Musikstücke aus den Kulturen und Religionen, aus denen die Kinder stammen und in denen sie jetzt leben (ukrainisch, deutsch, christlich, jüdisch etc.) ausgewählt.

Die Musikgruppe ist auf drei Jahre hin angelegt. Der Beginn des Projekts erfolgt am 1. Mai 2022. Zunächst werden die Eltern via Facebook und Telegramm auf Ukrainisch eingeladen und informiert. Ein Informationstreffen im Freizeitheim Döhren informiert über das Projekt. Dann werden – entsprechend den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen – die Stücke arrangiert. Die Proben werden durch die Musikpädagog*innen Natalia Vlasenko, Klavier (Konservatorium Kharkiv) und Volodimir Vlasenko, Cello (Musiklehrer Kharkiv) begleitet und unterstützt. Die Arbeit wird voraussichtlich im Freizeitheim Döhren, einem mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbaren Ort, stattfinden.

Sobald drei Stücke erarbeitet sind, finden gemeinsame öffentliche Auftritte z.B. in Senioreneinrichtungen in Hannover und in Gottesdiensten statt.

Während des Schuljahres 2022/2023 wird ein musikalisches Repertoire erarbeitet, das dann im Frühjahr 2023 in einem Konzert aufgeführt werden wird.

Vermutlich haben die wenigsten Kinder ihre Musikinstrumente dabei. Der Verein „Aus der Stille in den Klang“ wird sich um das Beschaffen von Leih-Instrumenten kümmern.

Gemeinsames Musizieren erweist sich in dieser Situation in mehrfacher Hinsicht als wichtig. Gemeinsames Musizieren gibt den jungen Musiker*innen – jenseits der Sprache – die Möglichkeit, sich als eine Gemeinschaft jenseits der Muttersprache zu erleben.

Projektzeitraum

Pilotprojekt 1. Mai 2022- 15. Juli 2023

Projektleitung

Elena Kondraschowa, Musikerin und Musikpädagogin und Prof. Dr. Ursula Rudnick, BCJ