
Referent: Prof. Dr. Michael Meyer-Blank
Termin: 04. November 2025, 19.00 Uhr
Ort: Petri-Kirche Kleefeld (Anbau), Dörriesplatz, 30625 Hannover
Das Konzil von Nicäa hatte zwar primär theologische Fragen zu klären, insbesondere den sogenannten Arianischen Streit um das Verhältnis von Gott Vater und Jesus Christus. Doch in seinen Beschlüssen und im begleitenden Brief des Kaisers Konstantin spiegelt sich eine antijüdische Haltung wider, die von hoher symbolischer Bedeutung war. Besonders deutlich wird das in der Entscheidung über den Termin des Osterfestes. Bis dahin gab es in vielen christlichen Gemeinden den Brauch, Ostern am selben Zeitpunkt wie das jüdische Pessachfest zu feiern – entsprechend der biblischen Überlieferung vom Tod Jesu während des Pessach.
Konstantin und das Konzil erklärten jedoch, Ostern solle künftig unabhängig vom jüdischen Kalender berechnet werden. In einem kaiserlichen Rundschreiben heißt es, es sei „unwürdig, dass wir in dieser heiligsten Feier dem Brauch der Juden folgen, die durch ihre Hände den Herrn getötet haben“. Diese Worte zeigen, wie stark sich theologische Entscheidungen bereits mit antijüdischen Vorurteilen verbanden. Das Ziel war nicht nur die Vereinheitlichung des christlichen Kalenders, sondern auch die bewusste Abgrenzung und Distanzierung vom Judentum – ein Schritt, der die Trennung der beiden Religionen besiegelte.
Aus Abgrenzung entwickelte sich Feindseligkeit. In den folgenden Jahrhunderten bildeten sich aus dieser Haltung kirchliche Lehren, Predigten und Rituale, die Juden als „verworfenes Volk“ darstellten.