
Nina Kölsch-Bunzen mit Ariane Dihle und Katharina von Kellenbach im jüdisch-christlichen Dialog
Illustrationen von Marion Goedelt
Gebundene Ausgabe – Illustriert, 17. Februar 2025
Gute Nachricht
Geschichten von Jesus für Kinder fair erzählt
ist eine bemerkenswerte Neuerscheinung im Ariella Verlag (2025), die sich der Herausforderung stellt, die Geschichten von Jesus aus den Evangelien für Kinder neu und verantwortungsvoll zu erzählen. Das Buch richtet sich an Kinder ab sechs Jahren und ihre Familien und versteht sich als Beitrag zu einer antisemitismuskritischen Bildung.
Das zentrale Ziel des Buches ist es, die Geschichten von Jesus aus den vier Evangelien in einer Weise zu erzählen, die frei von antijüdischen Klischees und Diskriminierungen ist. Die Autorinnen Nina Kölsch-Bunzen, Ariane Dihle und Katharina von Kellenbach legen Wert darauf, dass die christliche Botschaft nicht auf Kosten des Judentums vermittelt wird. Sie wollen verhindern, dass falsche – judenfeindliche Vorstellungen – etwa die Schuldzuweisung an „die Juden“ für den Tod Jesu – weitergegeben werden, und betonen stattdessen die jüdischen Wurzeln Jesu und seiner ersten Anhängerinnen und Anhänger.
Das Buch möchte Kindern und Erwachsenen zeigen, dass christlicher Glaube ohne Judenfeindschaft auskommen kann und muss, wenn er seinem eigenen Anspruch gerecht werden will. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und die Erzähltradition kritisch zu hinterfragen, um falsche Bilder über Judentum und Christentum zu vermeiden.
Die 88 Seiten des Buches sind mit 59 liebevollen Illustrationen von Marion Goedelt versehen, die nicht nur das Gelesene visuell begleiten, sondern auch theologische Symbole enthalten, deren Bedeutung im Anhang erklärt wird. Die Geschichten umfassen zentrale Stationen aus dem Leben Jesu: von der Taufe über Begegnungen mit seinen Anhängerinnen und Anhängern bis hin zu Kreuzigung und Auferstehung. Besonders hervorzuheben ist, dass das Buch immer wieder auf die Tora Bezug nimmt und die jüdische Tradition des Diskutierens und Auslegens von Schriften betont – ein zentrales Element, das Jesus als jüdischen Lehrer und Ausleger zeigt.
Die Sprache ist kindgerecht, zugewandt und hebt die Gleichberechtigung hervor – etwa indem die Rolle der Frauen im Umfeld Jesu betont wird, was in traditionellen Kinderbibeln oft zu kurz kommt. Die Geschichten sind so erzählt, dass sie auch erwachsene Leserinnen und Leser ansprechen und zum Nachdenken anregen.
Das Buch hebt sich von klassischen Kinderbibeln ab, indem es die Perspektive des jüdisch-christlichen Dialogs einnimmt. Es ist kein Sachbuch und kein jüdischer Kommentar zu den Evangelien, sondern eine Einladung, die Geschichten so zu erzählen, dass sie nicht „zu einer schlechten Nachricht für die jüdischen Geschwister Jesu werden“. Die Autorinnen bemühen sich der jahrhundertelangen Tradition antijüdischer Auslegungen entgegenzuwirken und einen neuen, fairen – nicht antijüdischen Ton zu setzen.
Gute Nachricht. Geschichten von Jesus für Kinder fair erzählt ist ein innovatives, sorgfältig gestaltetes und inhaltlich notwendiges Buch, das sich mutig der Aufgabe stellt, die Geschichten von Jesus für Kinder so zu erzählen, dass sie frei von antijüdischen Vorurteilen sind. Es ist ein wichtiger Beitrag zur religiösen Bildung, der Kindern und Erwachsenen gleichermaßen neue Perspektiven eröffnet und zum Dialog einlädt. Die Verbindung von kindgerechter Sprache, theologischer Tiefe und künstlerischer Gestaltung macht das Buch zu einer Bereicherung für jede Familie und jede religiöse Bildungsarbeit.
Ursula Rudnick