Kleider machen Juden

Das aktuelle Bild hat keinen Alternativtext. Der Dateiname ist: Rabbiner-Levi-Israel-Ufferfilge-klein.jpg

Referent: Rabbiner Levi Israel Ufferfilge

Termin: 2. September 2025, 19.00 Uhr

Ort: Petri-Kirche Kleefeld (Anbau), Dörriesplatz, 30625 Hannover

Im Judentum spielt Kleidung eine wichtige Rolle in der religiösen Identität. Bestimmte Kleidungsstücke sind Ausdruck innerer Haltung und religiöser Verpflichtung. Ein Beispiel ist  z.B der Tallit, der beim Gebet getragen wird und dessen Zizit (Schaufäden) an den Ecken an die Gebote Gottes erinnern.

Jüdische Kleidung konnte – und kann – auch als Zeichen der Abgrenzung verstanden werden, sowohl frei gewählt (zur Selbstvergewisserung der eigenen Identität) als auch von außen erzwungen.

Im Mittelalter mussten Juden in Europa häufig besondere Kleidungsstücke oder Abzeichen tragen, etwa den gelben Ring oder Hut – eine frühe Form institutionalisierter Diskriminierung.

Im Nationalsozialismus wurde der gelbe Stern als Zwangszeichen verordnet. Hier „machten“ Kleider Juden nicht durch Selbstbestimmung, sondern durch Gewalt und Ausgrenzung.

Im zeitgenössischen Judentum wird Kleidung oft bewusst gewählt – mal zur Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft, mal zur sichtbaren Selbstverortung. Gerade in liberalen Gemeinden ist Kleidung vielfältig: Es gibt jüdische Menschen, die bewusst keine religiösen Symbole tragen, ebenso wie solche, die mit Stolz eine Kippa oder Davidstern-Kette tragen – etwa auch als politisches Zeichen in Zeiten zunehmenden Antisemitismus.

„Kleider machen Juden“ – dieser Satz ist bewusst mehrdeutig. Er verweist auf die vielschichtige Bedeutung von Kleidung im Judentum: zwischen Religion und Alltag, zwischen Selbstbehauptung und Fremdzuschreibung, zwischen Stolz und Stigma. Kleidung kann Identität ausdrücken, Zugehörigkeit markieren, zur Angriffsfläche werden oder auch Schutz bieten.

<< Zurück zur Übersicht