Karen Gershon: Das Unterkind.
Eine Autobiografie. Aus dem Englischen von Sigrid Daub, mit einem Nachwort von Naomi Shmuel.
Karen Gershon, 1923 als Käthe Löwenthal in Bielefeld in eine deutsch-jüdische Familie geboren, gelangte als 15-Jährige im Dezember 1938 mit einem Kindertransport nach Großbritannien. Ihre Eltern, die in Deutschland zurückbleiben mussten, wurden 1941 nach Riga deportiert und ermordet. Schon in Deutschland hatte Käthe zu dichten begonnen, später schrieb Karen auf Englisch Gedichte, Sachbücher und Romane. Mit ihrem Mann und vier Kindern lebte sie in England und einige Jahre auch in Israel. Sie starb 1993 in London.
Erst 1992, kurz vor ihrem Tod, vollendete sie ihre wunderbare Autobiografie Das Unterkind, die 2023 vom Lilienfeld Verlag mit einem informativen Nachwort ihrer Tochter Naomi Shmuel neu herausgegeben wurde. Gershon schildert aus der Perspektive der heranwachsenden Käthe ihr Leben bis zur Flucht nach England: Freuden und Probleme der Kindheit, das sich immerzu wandelnde Verhältnis zu den Eltern und den Schwestern, Erfahrungen in der Natur und in der Schule, antisemitische Anfeindungen, zunehmend bedrückende Erfahrungen von Ausgrenzung und Diskriminierung, erste beglückende und irritierende Lieben und frühe schriftstellerische Erfolge. Es ist eine weibliche Coming-of-Age-Geschichte vor dem Hintergrund von Diskriminierung und Verfolgung in Nazi-Deutschland – eine sehr empfehlenswerts Lektüre.
Karen Gershon: Das Unterkind. Eine Autobiografie. Aus dem Englischen von Sigrid Daub, mit einem Nachwort von Naomi Shmuel. Düsseldorf: Lilienfeld Verlag, 2023 – ISBN 978-3-940357-97-7 – 24,00 €