Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg
Der Verein Begegnung – Christen und Juden. Niedersachsen e.V. verlieh am 28. Juni 2024 um 16:00 in der Liberalen Synagoge in Hameln Rabbinerin Dr. Ulrike Offenbergden Blickwechselpreis 2024 für ihr innovatives und langjähriges Engagement im christlich-jüdischen Dialog in Niedersachsen.
„Mit der Auszeichnung würdigen wir den großen Einsatz von Dr. Ulrike Offenberg. Rabbinerin Offenberg engagiert auf vielfältige Weise im christlich-jüdischen Dialog. So ist initiierte sie z.B. die – sehr erfolgreichen – digitalen Bibeldialoge. Sie beteiligte sich an vielen Projekten in Niedersachsen. Rabbinerin Offenberg gestaltet maßgeblich den jüdisch-christlichen Dialog in Niedersachsen.“, begründete der Vorsitzende des Vereins BCJ, Pastor Dr. Jens Wening die Wahl der diesjährigen Preisträgerin.
An der Preisverleihung wirkten – neben dem Vorsitzenden des Vereins Dr. Jens Wening und der Studienleiterin Prof. Dr. Ursula Rudnick – die Regionalbischöfin der Ev.-luth. Landeskirche Dr. Adelheid Ruck-Schröder mit.
Darüber hinaus waren Marina Jalowaja vom Landesverband der jüdischen Gemeinden Niedersachsens, Peter Wendt, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, sowie Rachel Dohme, seine Vorgängerin an der Preisverleihung beteiligt.
Die Laudatio hielt Dr. Martin Heimbucher, ehemaliger Kirchenpräsent der Reformierten Kirche.. In seiner Laudatio hob Dr. Heimbucher hervor, dass Ulrike Offenberg durch eigene „Blickwechsel“ hindurch zu einer hervorragenden Dialogpartnerin für Christen und Muslime geworden sei. Sie habe in ihrem Werdegang mehrfach ihre Perspektive grundlegend gewechselt: von der evangelischen Theologie zur Politikwissenschaft, von der Historiographie zur Judaistik, von Deutschland zum Abschluss der Rabbinatsstudien nach Jerusalem – und als Rabbinerin zurück nach Berlin und Hameln. So sehr sie für die jüdische Sache Rede und Antwort stehe, scheue sie auch nicht kritische Fragen an ihre Gesprächspartner. Der massenmörderische Überfall der Hamas auf israelische Zivilisten und das weltweite Aufleben des Antisemitismus habe auch Fundamente des interreligiösen Dialogs ins Wanken gebracht, so Heimbucher. Er würdigte besonders, dass Ulrike Offenberg auch unter dieser extremen Belastung weiter zum Dialog bereit gewesen sei.
Dr. Ulrike Offenberg wurde in Berlin geboren und arbeitet als Historikerin und Rabbinerin. Ihre Dissertation befasste sich mit der Geschichte und der politischen Funktion der jüdischen Gemeinden in der DDR. Anschließend lehrte sie an der Freien Universität Berlin und arbeitete im Archiv der Stiftung Akademie der Künste Berlin. 2015 schloss sie das Masterstudium „Jüdische Geschichte, Religion, Kultur“ an der Universität Potsdam mit Auszeichnung ab. Das am Abraham-Geiger-Kolleg begonnene Rabbinatsstudium setzte sie 2013-2016 an der Conservative Yeshiva und im israelischen Studiengang des Hebrew Union College (HUC) in Jerusalem fort. Gleichzeitig absolvierte sie am HUC ein Zusatzstudium in „Bibliotherapia Talmudit“, einer Methode seelsorgerlicher und gruppendynamischer Arbeit mit Hilfe von Texten der jüdischen Tradition. 2016 wurde sie vom HUC in Jerusalem zur Rabbinerin ordiniert.
Rabbinerin Offenberg unterrichtet in verschiedenen Bildungsinstitutionen, versah den Buber-Rosenzweig-Lehrauftrag und ist in einem Forschungsprojekt der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg tätig. In Print- und Onlinemedien sowie im Radio nimmt sie zu Fragen von Religion und Gesellschaft Stellung.
Seit 2016 arbeitet sie als Gemeinderabbinerin in Hameln, 2020 übernahm sie zusätzlich die rabbinische Betreuung der liberalen Gruppe innerhalb der Stuttgarter Gemeinde. Sie ist Vorstandsmitglied der European Rabbinical Assembly, der Vereinigung der europäischen Reformrabbiner*innen.
Der Preis, den der BCJ Vorsitzende Pastor Dr. Jens Wening, überreichte, ist ein künstlerisch gestalteter Granatapfel, der eigens für diesen Preis vom Ronnenberger Goldschmied Detlev Wegner entworfen wurde. Der Granatapfel spielt in der biblischen Symbolik, sowie der jüdischen und christlichen Kultur eine bedeutende Rolle.
Die musikalische Gestaltung übernahm das Stellena Duo, bestehend aus Stella Perevalova und Elena Kondraschowa aus Hannover.